Auf den Umgang achten

Viele kommen in Berührung mit amicativen Aussagen, sind davon begeistert und wollen so leben. Aber sie erfahren dann das Auseinanderklaffen von den Vorstellungen und Möglichkeiten einerseits und dem, was sie praktisch tun andererseits. Mit der Zeit schleicht sich eine gewisse Enttäuschung darüber ein, dass es nicht so gut klappt mit der Amication. Die Idee ist ja o.k. – aber Umsetzung und Praxis gelingen nicht. Was steht zwischen der Idee und der Praxis, was hemmt die Umsetzung?

Wahrscheinlich wird einfach übersehen, dass das Hinüberwechseln von der pädagogischen zur amicativen Lebensweise nicht einfach automatisch abläuft. Wobei das Vertrackte darin besteht, diese »Arbeit« nicht pädagogisch zu betreiben. Also nicht ein Selbst-Umerziehungs-Programm zu machen. Aber wie sehen solche Bemühungen zum Erobern der amicativen Lebensführung aus?

Zum Beispiel ist ein bewusstes Achtgeben auf den Umgang hilfreich. Dass man also ganz bewusst nicht zu bestimmten Leuten hingeht und sie besucht, wenn sie mit ihrer Ausstrahlung die alte Welt zu sehr vermitteln und beispielsweise immer wieder moralisieren. Das ist sicher oft ungewöhnlich bis unhöflich und ungehörig. Aber es kann hilfreich sein, für eine bestimmte Zeit. »Also, mit diesen Leuten will ich nichts mehr zu tun haben. Ich bin froh, dass ich das sagen kann und dazu stehe. Was hat mich der Kontakt mit denen für Kraft gekostet.«

Wenn man sich gelegentlich so abschottet von störenden Einflüssen, gibt es von den Ausgeschlossenen Vorwürfe: Sektierer, verbohrt, ausgestiegen. Das auszuhalten ist anstrengend. Aber sonst gibt es bei den mühsamen Gehversuchen in der Praxis zu viel Irritation. Wenn man sicherer geworden ist, stören die pädagogischen Leute dann weniger.

Solche Ausgrenzungen werden ergänzt durch den Kontakt zu den Gleichgesinnten. Mit ihnen kann man von derselben Basis aus über alles reden, fühlt sich nicht angegriffen und muss sich nicht verteidigen. Man sieht, dass jeder seinen eigenen Weg zur Amication geht, vergleicht sich, macht sich gegenseitig Mut und lernt voneinander.