Fehler überwinden

Wenn jemand einen Fehler macht, so bedeutet das, dass er nicht so gut war, wie er aber hätte sein können oder sollen. Dann tauchen Rechtfertigungsüberlegungen auf. Eingeständnisse werden gemacht. Die dunkle Wolke Schuldgefühl zieht auf. Und fordernd scheint der helle Stern Gutsein, hinter dem man endlos herläuft. Doch in der Amication ist alles anders:

Ein jeder ist für sich selbst verantwortlich. Für sein Leben, dieses sein Leben. Wenn man etwas tut, dann aus Verantwortung für sich, aus seinem jeweiligen Sosein. So, wie man gerade ist, denkt, fühlt – handelt man. Im Moment des Tuns, in der aktuellen Gegenwart, gilt jeder einzelne Sinn. Das ist nicht richtig, das ist nicht falsch. Es ist.

Wenn dann jemand dazu sagt, das sei ein Fehler – dann redet er eine fremde Sprache. Er schaut auf Einsichten, Normen, Daten, die er kennt, und daran misst er den anderen. Das ist dann für ihn wichtig – aber mit dem anderen hat das nichts zu tun.

In der Amication achtet ein jeder seine Gegenwart, sich, seinen aktuellen Sinn so sehr, dass er ihn – diesen Sinn, der in ihm lebt – nicht im Nachhinein eines Fehlers bezichtigt. Der Sinn, der einen jeden handeln lässt, ist dann, wenn er geschieht, fehlerlos. Besser: Jenseits von richtig und falsch, weder richtig noch falsch. Er ist.

Man kommt nicht auf die Idee, seiner Vergangenheit Vorhaltungen zu machen. »Hättest Du aber doch ...« – dies ist fremd. »Hab ich aber nicht« ist die Antwort. Ruhig, kraftvoll, überzeugt. »Hab ich aber nicht.«

In der Amication gilt also: Niemand macht wirklich (existentiell gesehen) einen Fehler – man kann gar keinen machen. So, wie man auch nichts richtig machen kann. Was jemand macht, findet statt, sinnvoll, verantwortet vor sich: »Ich bin, ich lebe, und nicht an objektiven Kriterien zu messen.« Wohl an subjektiven: an den eigenen, an den fremden. Aber diese haben keine Macht über die Vergangenheit, über die Achtung vor sich selbst. »Du magst mich finden wie du willst – ich aber bin«.

Ein jeder kann jetzt anders handeln als eben. Jederzeit. Aber das Eben wird dadurch nicht zum Fehler. Und das Jetzt nicht zum Richtigen. Man kann sich verändern ohne den Hintergrund und die Welt, die um den »Fehler« herum sind.