Amication und der pädagogische Automatismus

Wer für sich selbst verantwortlich ist und sich selbst liebt, den erfüllt es, nach dem anderen zu suchen. Selbstverantwortung und Selbstliebe enthalten einen sozialen Automatismus: Nächstenliebe ist deswegen in den Menschen, weil ihnen das selbst gut tut.

Aus amicativer Sicht stört die pädagogische Welt diesen sinnvollen Zusammenhang:

Die pädagogische Welt spricht den Kindern die Selbstverantwortung ab. Sie stößt damit die Selbstliebe der Kinder, die immer auch eine soziale Dimension hat, aus dem Gleichgewicht. Die Kinder verlieren nach und nach die feine Balance, sich selbst und zugleich die anderen zu lieben. Sie verlernen, dass es für sie selbst von Nutzen ist, wenn sie sich um das Lächeln der anderen kümmern. Sie erkennen nicht mehr den Weg, für den eigenen Vorteil so zu sorgen, dass ihnen daraus kein Nachteil entsteht.

Kinder, die in einer pädagogischen Umgebung groß werden, überhören – verwirrt und belastet durch die psychische Aggression der pädagogischen Einstellung – die leisen und lauten Warnsignale der anderen. Sie beginnen, die Grenzen der anderen zu überschreiten – so, wie die pädagogischen Erwachsenen es ihnen gegenüber vorleben. Sie geraten in egoistische Bahnen, die ihnen selbst und den anderen schaden. Aus amicativer Sicht erleben sie ihr Selbst nicht mehr als Teil des Ganzen, sondern als Gegensatz zu den anderen und der Welt: ihre Harmonie zerbricht.

Die pädagogische Welt reagiert auf diese von ihr selbst hervorgerufenen Veränderungen der Kinder mit um so intensiverer pädagogischer Einflussnahme, mit dem pädagogischen Automatismus: Erziehung zur Selbstverantwortung, Erziehung zur Mündigkeit, Erziehung zur sozialen Verantwortung, Erziehung zur Nächstenliebe, usw. Die pädagogische Welt erkennt nicht, dass sie den Unfrieden des Menschen mit sich, den anderen und der Welt selbst ausgelöst hat.